
Sind IT-Projekte zum Scheitern verurteilt? Diese Frage stellt sich immer öfter, bedenkt man all die Schlagzeilen zu misslungenen IT-Projekten in der öffentlichen Verwaltung aber auch in der Privatwirtschaft. Doch was sind die Gründe dafür? Wie kann man den Herausforderungen wirkungsvoll begegnen – kurz: wie macht man IT-Projekte erfolgreich? Antworten auf diese Fragen gibt diese 3-teilige Artikelserie zum Thema «Requirements Engineering».
«Eklat bei IT-Millionenprojekt», «Und wieder ein gescheitertes IT-Projekt», «Die lange Liste der IT-Millionengräber» [1], [2], [3]. Dies sind nur einige der Schlagzeilen, die in den letzten Jahren zu misslungenen Projekten in der öffentlichen Verwaltung zu lesen waren. Schlimmer noch: wir müssen davon ausgehen, dass es sich hierbei nur um die Spitze des Eisbergs handelt, denn es ist anzunehmen, dass auch in der Privatwirtschaft viele IT-Projekte scheitern oder es zumindest massive Kosten- und Zeitüberschreitungen gibt. Aber wieso passiert dies?
Gemäss einer Studie der Deutschen Gesellschaft für Projektmanagement sind die Hauptgründe für das Missraten von Projekten «Unklare Anforderungen und Projektziele» [4]. Um dieser Ursache in Projekten entgegen zu wirken, ist es unerlässlich, die Ziele und Anforderungen systematisch zu erfassen, dokumentieren und verwalten. Genau diese Tätigkeiten werden mit der Disziplin «Requirements Engineering» kurz «RE» adressiert. Requirements Engineering ist ein systematischer Ansatz zur Erhebung, zur Dokumentation und zum Management von Anforderungen.
Nutzen und Schwierigkeiten von Requirements Engineering
Eigentlich wäre der Nutzen eines guten RE offensichtlich, denn damit entwickelt man die „richtige“, d.h. die Benutzer zufriedenstellende Lösung schneller, einfacher und im Endeffekt auch billiger [5].
Wieso also wird das RE so oft vernachlässigt? Grund dafür ist wohl, dass das Requirements Engineering diverse Herausforderungen stellt. Diese sind [5]:
- Viele Stakeholder mit unterschiedlichen Zielen und Bedürfnissen
- Vielseitige Geschäftsprozesse
- Unterschiedliche Arbeitsweisen
- Kommunikationsprobleme
- Undurchsichtiges, komplexes Ist-System
- Immaterialität (Software, Daten)
- Vielseitige Möglichkeiten für das Soll-System
- Schnell ändernde Arbeitswelt
- Oft zu wenig Fach- und IT-Wissen vorhanden
- Termin- und Budgetdruck (schnelle Ergebnisse)
Diese Umstände zeigen, dass Requirements Engineering auf keinen Fall unterschätzt werden darf. RE ist als eigene Disziplin in einem Projekt zu sehen, die unbedingt durch einen Spezialisten abgedeckt werden muss. Der Requirements Engineer agiert dabei als Vermittler zwischen Fachspezialisten und IT-Spezialisten.
Im nächsten Teil unserer Mini-Serie erfahren Sie wie Ziele und Anforderungen definiert und erarbeitet werden, um einen Projekterfolg zu erzielen.
Christoph Küffer ist langjähriger Projektleiter bei der Glaux Soft AG und verantwortlich für das Business Development. Er ist ausgebildeter Software-Ingenieur, Executive Master of Business Administration und Requirements Engineer. Mit seiner Erfahrung im Umsetzen von komplexen Software-Projekten vereint er sowohl die technische wie auch die Business-Sicht auf sich stellende Projekt-Anforderungen.
[1] Eklat bei IT-Millionenprojekt, 24.08.2015
[2] Und wieder ein gescheitertes IT-Projekt, 02.09.2015
[3] Die lange Liste der IT-Millionengräber, 26.01.2016
[4] GPM Studie, 2007
[5] Nutzen des Requirement Engineering, E. Fuchs, 03.11.2009,
alle abgerufen am 13.04.2017
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