
Im zweiten Teil der Studie von Andreas Ressnig «SCRUM und mobil-flexibles Arbeiten – ein Widerspruch»? geht es um die Herausforderungen von technischen Hürden und kulturellen Unterschieden. Technische Unzulänglichkeiten bergen ein hohes Frustrationspotential sind aber wohl einfacher zu lösen als unterschiedliche und unerwartete Verhaltensweisen von Mitarbeitenden in anderen Ländern und Kulturkreisen. Auch die sprachlichen Barrieren sind in der Entwicklung nicht zu unterschätzen.
Technische Voraussetzungen / Kommunikation
Bedingt durch die vielen und unterschiedlichen SCRUM-Teammeetings erhält die technische Unterstützung der Kommunikation in verteilten Teams eine höhere Bedeutung. Krux ist oft die netzwerktechnische Anbindung und die verfügbaren Bandbreiten. Eine gute, lokale Infrastruktur nützt nichts, wenn die Internetanbindung nicht stabil ist oder bei Teilnehmern zu wenig Bandbreite vorhanden ist. Die Folge davon sind ausgedehnte u/o verspätete Meetings, bedingt durch wiederholte Neuverbindungen von Teilnehmern. Dadurch entsteht Unaufmerksamkeit der einzelnen Teilnehmer, da sie während des Wartens andere Arbeiten erledigen. Der Fokus auf das Gespräch/Meeting weitet sich aus und die Effektivität bleibt auf der Strecke.
Massnahmen: Beschaffung/Einsatz einer Videokonferenzlösung, die automatisch auf die sprechende Person fokussiert sowie je ein Tischmikrofon für die verteilten Teams. In Nearshoring-Teams mit schwacher technischer Ausrüstung gute Internetanbindungen und hohe Bandbreiten zur Verfügung stellen wo möglich. Der SCRUM-Master bereitet die Meetings so vor, dass die Technik funktioniert, wenn die Teammitglieder dazu stossen.
Sprachliche Hürden
Die Anforderungen beim Kunden werden üblicherweise in der Landessprache aufgenommen und müssen für verteilte Teams ins Englische übersetzt werden. Die fremdsprachigen Teams wiederum «interpretieren» die englischsprachigen Anforderungen in der jeweiligen Landessprache und setzen diese nach ihrem Verständnis um. Da die Fachgebiete meist nicht nur rein technischer Natur sind, sondern durch das Geschäft des Kunden vorgegeben sind, müssen die Teammitglieder zumindest ein Basiswissen über das entsprechende Fachgebiet haben und/oder erarbeiten.
Massnahme: Schulungen zum Fachgebiet des Kunden, allenfalls stützender Englisch-Unterricht
Verhalten von Teammitgliedern
Virtuelle Teams sollten sich regelmässig face-to-face sehen damit persönliche Beziehungen entstehen können. Gerade bei unterschiedlichen Kulturen ist es wichtig, auf die Besonderheiten der anderen Rücksicht zu nehmen. Man kann nicht automatisch voraussetzen, dass sich die Teammitglieder der «fremden» Kultur gleich verhalten wie die Mitglieder des eigenen Kulturkreises.

Nur durch persönliche Kontakte und Kennenlernen der Anderen, kann Vertrauen hergestellt werden, damit eine offene Kommunikation möglich ist.
Kulturelle Unterschiede äussern sich z.B. dadurch, dass Teammitglieder an den Meetings nichts sagen, oder wenn direkt befragt, einfach die Meinung des Vorredners oder des wortführenden Kollegen (SCRUM-Master) übernehmen. Auch das Rapportieren stellt in solchen Projekten oft ein Problem dar. Anstatt die effektiv benötigte Zeit für einen Task zu rapportieren, werden genau die für eine bestimmte Aufgabe geschätzten Arbeitsstunden und die vorgegebenen 8 Arbeitsstunden pro Tag rapportiert. Gerade mit SCRUM ist aber entscheidend, dass rapportiert wird, was für den Task effektiv an Arbeitszeit anfällt.
Massnahmen: gemeinsame Projektwoche(n) mit Schulungen, Zusammenarbeit und Social Events und initialisieren weiterer, regelmässiger Treffen, mindestens 1 x jährlich.
Im dritten und letzten Teil der Studie lesen Sie was Sie gegen die Eigendynamik von Teams machen können, den Vergleich mit der RW3-Studie «Trends in Global Virtual Teams» und schliesslich die Beantwortung der Frage: Steht SCRUM wirklich im Widerspruch zu mobil-flexiblem Arbeiten? Die Antwort gibt es hier in einigen Tagen.
Hier geht es zum ersten Teil der Studie «SCRUM und mobil-flexibles Arbeiten – ein Widerspruch?»
Den 3. Teil der Studie lesen Sie hier unter «SCRUM in virtuellen Teams: Fazit»
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